Jahresarchiv 2014

(Vorläufiges) Ende der Durststrecke

Ja, es war ein Bisschen still hier, in den letzten Wochen. Das liegt allerdings nicht daran, dass ich des Schreibens überdrüssig geworden wäre oder dass in meinem Leben nichts mehr Berichtenswertes passieren würde. Eigentlich ist eher das Gegenteil der Fall – und genau das wäre dann aber vermutlich auch schon das Problem. Die letzten beiden Monaten waren einfach zu vollgepackt als dass ich die nötige Ruhe und Muße gefunden hätte, hier ein paar Zeilen zu hinterlassen.

Zu viele Dienstreisen, zu viele Projekte „nebenher“, zu viele private Unternehmungen. Es war eine ziemlich anstrengende Phase, aus der ich Einiges sicher nachreichen werde, ein paar andere Dinge werden aber vermutlich einfach unter den Tisch fallen. Da ich das aber noch nicht richtig absehen kann hier kurz das Wichtigste der letzten Wochen: Ich habe die Wiesn-Zeit ein weiteres mal erfolgreich überstanden, endlos viele Reisekilometer hinter mich gebracht, hab eine lose Zusage für eine neue Wohnung, meine Blutwerte sind leider wieder schlechter geworden, ich war mal wieder in der Allianz-Arena, mein Hoster hat bei einem nur halb gelungenen Serverumzug zwischenzeitlich mein Blog gekillt. München, Stuttgart und Paris, aber auch Marienheide, Minden, Hannover, Salzburg, Graz und Köln stehen noch. Habe mich persönlich davon überzeugt. Und ich habe jetzt für eineinhalb Wochen Urlaub, den ich erstens dringend nötig habe und der zweitens wohl dazu führen wird, dass hier im Blog mal wieder ein Bisschen was passiert :-)

Das Leben kann so wunderschön sein

Einige von euch kennen meinen langjährigen Freund Gerhard aus Aachen. Früher haben wir unsere Ferien damit verbracht, gemeinsam Kinderfreizeiten zu leiten, was natürlich eine längst vergangene Episode aus alten Zeiten ist. Trotz der recht großen räumlichen Distanz zwischen Aachen und München/Stuttgart haben wir nie den Kontakt verloren, auch wenn er seltener geworden ist.

Gerhard hat Bechterew. Wie ich. Etwas milder zwar, aber wir konnten immer sehr gut darüber reden, was diese Krankheit mit uns anstellt und auf den ersten Blick erkennen, wie gut oder schlecht es dem jeweiligen Gegenüber gerade so ging. Natürlich hat bemerkt, dass „meiner“ im vergangenen Jahr große Fortschritte zum Negativen gemacht hatte. Dass die Bewegungsfähigkeit stark gelitten hatte, dass ich arg krumm daher kam. Typische Bechterew-Entwicklung halt, die ihm zum Glück nicht so stark erwischt hat. Was allerdings nicht bedeutet, dass er besser dran gewesen wäre, ganz im Gegenteil. Denn zusätzlich zum Bechterew leidet er seit mehr als zehn Jahren an Leukämie.

Man könnte sagen, dass er das Beste daraus gemacht hat. Kein Lamentieren, kein Versinken im Selbstmitleid. Stattdessen der Versuch, möglichst „normal“ weiterzuleben. Trotz der im Grunde regelmäßig wiederkehrenden Chemotherapien. Anfangs haben diese relativ gut geholfen, die letzten allerdings nicht mehr. Als logische Konsequenz daraus vor ein paar Monaten nun der Entschluss zu einer Stammzellen-Behandlung, die einen monatelangen Krankenhausaufenthalt bedeutete. Den hat er hinter sich.

Die Sache mit der Ice Bucket Challenge

Es dürfte ziemlich schwer sein, in den vergangenen Tagen nichts von der ALS Ice Bucket Challenge gehört zu haben, nachdem ja so ziemlich jedes denkbare Medium voll mit entsprechenden Meldungen ist und sich empfunden ungefähr die Hälfte der Menschheit schon daran beteiligt hat. Auch an mir ging sie nicht vorbei, auch wenn ich nicht zu denen gehöre, die sich einen Eimer (Eis-)Wasser über den Kopf gekippt haben. Werde ich auch nicht. 

Aber ich durfte gestern immerhin sozusagen als Executive Producer ein entsprechendes Video basteln, nachdem Sveni von einer Kollegin zur Teilnahme nominiert wurde und sich in den Kopf gesetzt hat, dieser Herausforderung innerhalb der normalerweise angesetzten 24 Stunden nachzukommen. Und, um das gleich vorweg zu nehmen: auch gespendet hat, was häufig offenbar leider untergeht.

Das Ganze war eine ziemlich lustige Aktion und ich kam erstmalig zu dem Vergnügen, am neuen MacBook mit FinalCut ein Video zu schnibbeln (um dabei zu lernen, dass das im Grunde wunderbar funktioniert, aber auf einem 15″ Display nur begrenzt Spaß macht). Das entsprechende Ergebnis könnt ihr unten im Artikel sehen.

Um dieses geht es hier allerdings weniger, sondern eher um ein paar Gedanken, die mir bezüglich dieser Challenge durch den Kopf gehen. Ich stimme nämlich nicht in den Chor derer ein, die diese ganze Aktion ganz wunderbar, toll und super finden.

Vorweg: natürlich finde ich es gut, wenn Menschen sich für etwas engagieren oder für irgendwelche sicherlich guten Dinge Geld spenden. Den Pressemitteilungen der ALS Association zufolge hat diese Sache bis dato mehr als 62 Millionen Dollar an Spendengeldern eingebracht. Sie werden diese vermutlich sinnvoll einsetzen.

Toilettenschmierereien

Da gehst du kurz vor einer längeren Heimfahrt von einem Ausflug sicherheitshalber noch eben auf die nächstbeste Toilette und blickst dann auf Wandbeschriftungen wie diese hier. Herrjeh, als ich jung war (zugegeben, das ist ein Weilchen her), wurden noch Sprüche und Bilder ganz anderer Art geschmiert. Hätte er das wenigstens in einer Damentoilette hinterlassen, würde sein Statement vielleicht für freudig leuchtende Augen sorgen und er sich als Schwiegermutters Liebling in Spe empfehlen. So aber erntete er maximal ein breites grinsen meinerseits und die Befürchtung, dass die Vandalen von heute auch nicht mehr das sind, was sie mal waren ;-)

Ausblicke

Was tut man eigentlich, wenn man in München wohnt, ein paar Tage Urlaub hat, für diesen aber keine größeren Aktionen oder gar Fernreisen geplant hat? Man kann sich bei eher suboptimalem Wetter zunächst natürlich für drei Tage mit all den Dingen beschäftigen, die in den letzten Jahren liegen geblieben sind oder auf „wenn ich mal Zeit habe“ verschoben wurden. Wenn man dann aber doch mal raus will, wird’s fast schon etwas kompliziert. Nicht, weil es nichts zu entdecken gäbe, sondern da die recht massive Präsenz von potentiellen Zielen in unmittelbarer Nähre schon eher in den Bereich „Auswahlüberforderung“ fällt. 

„Fahr zum Walchensee! Der schönstes See der Welt. Herzogstand per Lift oder zu Fuß. Oder auf den Jochberg. Für Details morgen mehr…“ schrieb eine quasi mit der hiesigen Bergwelt verheiratete Freundin mir auf die Frage, welches von einigen nominierten Zielen sie mir für einen Tagesausflug denn ans Herz legen würde.

Gute Idee. An die ich mich noch ein ganzes Weilchen erinnern werde. Denn erstens ist’s dort wirklich ganz wunderbar und zweitens habe ich mir dabei einen Muskelkater der Kategorie „gemeiner geht’s kaum“ zugezogen. Aber daran bin ich selbst schuld und hätte es eigentlich vorhersehen müssen. Aber da der Herr sich ja dank seines durchaus präsenten Sportprogramms für einigermaßen fit hält, musste er es ja unbedingt übertreiben und hernach bereuen.

Für den entspannten Sommerabend

Sommer. Sonntag Abend. Zeit, den Wochenendfreizeitstress langsam ausklingen zu lassen. Solltet ihr gerade noch irgendwo in einem Park auf einer Wiese liegen (im Besten Fall mit einem gekühlten Getränk in Reichweite), hätte ich das perfekte Stück zur musikalischen Untermalung des Ganzen zur Hand. Funktioniert auch ohne Sommer, Wiese und Abend.

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Auf das Wolf Myer Orchestra bin ich durch meine aktuelle Vorliebe für Musik gestoßen, die irgend etwas mit Marcus Füreder aka Parov Stelar zu tun hat. Selbiger hat hier als Mitproduzent seine Finger im Spiel. Leider scheint Wolf Myer nur eine „richtige“ CD (Femme Fatale) und eine EP veröffentlicht zu haben. Schade eigentlich, denn das Album ist wirklich gelungen und definitiv hörenswert. Zumindest, wenn man auf diesen Elektro-NuJazz-Swing-Downbeat-Kram steht, wie ich das tue. Im hiesigen Fall ist das Jazz-Element zwar eher durch ein Bisschen Pop ersetzt worden, was der Sache aber keinen Abbruch tut.

Großes Kino

Dass ich dem Tollwood Festival nicht allzuviel abgewinnen kann, habe ich ja vor einiger Zeit bereits erwähnt. Vielleicht verstehe ich ja auch einfach das Konzept der Veranstaltung nicht, aber wie man unverhohlenen und ausgeprägten Kommerz mit dem über Allem schwebenden Drang zur Weltverbesserung konfliktfrei kombinieren kann, erschließt sich mir auch nach mehrmaligem drüber sinnieren nicht. Und dennoch schlendere ich jedes Jahr wieder über das Festivalgelände, und sei es auch nur, um meine ausgeprägten Vorurteile zu bestätigen. Hat auch in diesem Jahr einwandfrei geklappt – ich habe schon lange keine so große Ansammlung Restalternativer (yeah, Öko-Style, Henna, Batiklook, Räucherstäbchen!) gesehen, die ohne mit der Wimper zu zucken massiv übertreuerte Caipis konsumieren. Aber vermutlich waren die Limetten und der Zucker in selbigen total öko, was die quasi unverschämten Preise bestimmt rechtfertigt. Mindestens.

Aber eigentlich wollte ich gar nicht lästern. Denn das Tollwood hat (zumindest in der Sommerausgabe) auch eine sehr positive Seite: das begleitende Konzertprogramm. In diesem Jahr unter Anderem mit Max Herre, Natalie Cole, Morcheeba, Milow, Bonobo, Gentleman, Zaz, Jamie Cullum – da passten schon einige in mein musikalisches Beuteschema. Besucht habe ich schlussendlich dennoch nur eines der (übrigens preislich relativ attraktiven) Konzerte, das von Parov Stelar. Ein Österreicher, dem man die Entwicklung eines quasi eigenständigen Musikstils zuschreibt – dem Elektro-Swing.

Auf diesen bin ich Anfang vergangenen Jahres durch einen Beitrag im (leider zu eher gruseligen Sendezeiten ausgestrahlten) Kulturmagazin Tracks auf Arte aufmerksam geworden und habe mich ein Bisschen in diesen Verliebt. Die Mischung aus Elektronischen Beats, Swing- und Jazzelementen hat was. Dementsprechend habe ich nicht lange gefackelt, als sein Name auf der Programmliste auftauchte und mir ein Ticket zugelegt. Eine höchst lohnenswerte Investition, wie sich schnell herausstellen sollte.