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Das neue Viertel

Rund drei Wochen lebe ich nun in „meinem“ neuen Stadtviertel, Schwanthalerhöhe. Vor meinen ersten Eindrücken aber zunächst ein paar harte Fakten. Zunächst müsst ihr euch zusätzlich an zwei weitere neue Bezeichnungen gewöhnen: „Westend“ (wird gerne gleichbedeutend statt „Schwanthalerhöhe“ verwendet) und „Theresienhöhe“ (das Gebiet im Osten von Schwanthalerhöhe, in dem ich neuerdings zu Hause bin). Diese drei Namen werde ich nämlich fortan bunt durcheinanderwürfeln.

Noch ein paar Fakten (die ich natürlich der Wikipedia entnommen habe, wobei ich euch die Lektüre des dortigen Artikels zum Stadtteil ans Herz legen mag): Schwanthalerhöhe ist kleiner als Laim, aber erheblich dichter besiedelt. Knapp 14000 Münchner kommen hier auf einen Quadratkilometer. Vermutlich liegt der Schnitt bei 10000, der lediglich vom gar grausligen Beton-Wohnblock gegenüber massiv erhöht wird (was jetzt allerdings herzlich wenig mit den Fakten zu tun hat sondern üble Unterstellungen meinerseits sind). Man ist Multikulti (1/3 der Bewohner sind Ausländer) und bevorzugt ganz klar rot/grün (die zusammen 75% der Wählerschaft hinter sich vereinen, zumindest auf kommunaler Ebene). Ich gestehe, dass allein der letzte Punkt genügt, um den Stadtteil mal grundsätzlich sympathisch zu finden.

Mir hat er allerdings auch schon gefallen, ehe ich um seine politische Orientierung wusste. Und das hat gänzlich andere Gründe. Einer der Wichtigsten dürfte sein, dass ich hier nun in einem sehr innerstädtischen Stadtviertel lebe, das entsprechend lange gewachsen und bunt durchmischt ist. War Laim noch ein reines Wohnviertel, merkt man dem Westend an, dass es weder am Reißbrett konzipiert, noch innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampft wurde (wenn man mal vom ehemaligen Messegeländer absieht, auf dem vor ein paar Jahren ein großes Wohnviertel entstanden ist, bei dem mir bis jetzt noch nicht klar ist, ob ich es interessant oder schrecklich finden soll). Hier mischen sich Wohnungen, Geschäfte (gerne auch die der eher abstrusen Art), Bürogemeinschaften, Ateliers und Kneipen zu einem kunterbunten Sammelsurium. Nun gab es einiges davon in Laim natürlich auch, allerdings ballte sich dort alles relativ zentral rund um die Fürstenrieder Straße (und in Richtung Pasing). So etwas funktioniert durchaus, hat aber keinen Charme. Das Westend hat diesen.

Hereinspaziert

Sie liegen schon ein paar Tage hinter mir, die rund zweieinhalb Wochen, die die Aktion „Umzug“ insgesamt in Anspruch genommen hat. Im neuen Viertel angekommen, haben sich aber meine Freizeitprioritäten spontan etwas verschoben (mehr „Leben“ weniger „Internet“), so dass ich erst jetzt dazu komme, ein paar Zeilen darüber zu schreiben.

Eigentlich genügen wenige Worte: Dank eines tollen Umzug-Teams ging selbiger sehr schnell und ohne größere Verluste an Mobiliar und Inventar über die Bühne. Die Wohnung in der Friedenheimer Straße ist an die Nachmieterin übergeben und die neue ist weitgehend eingerichtet und toll. Punkt. Das als kurze Zusammenfassung für die Eileigen.

In der neuen Bleibe verzichte ich zwar zwangsweise auf einen Gasherd, einen Balkon und eine Badewanne, im Gegenzug habe ich aber ein ganzes Stück mehr Platz (den ich nicht zwingend brauche, aber auch keine Einwände gegen ihn habe), ein weit schöneres Umfeld, eine wesentlich innenstädtischere Bleibe und, man höre und staune, mehr Ruhe. Und eine um Längen nettere Nachbarschaft als in Laim.

Vor allem der Teil mit der Ruhe überrascht mich, mit der Theresienwiese vor der Haustür hätte ich mit wesentlich mehr Lärmbelästigung gerechnet. Aber offenbar hält mir das einen Stock höhere Vorderhaus das Meiste vom Leib und das Fehlen einer Durchgangsstraße vor dem Schlafzimmerfenster macht sich auch eher positiv bemerkbar. Wie auch die Mitbewohnerschaft. Die ist im Hinterhaus nämlich sehr übersichtlich; außer mir lebt dort lediglich ein weiterer Mieter in der Wohnung unter mir, der erstens in meiner Altersklasse, zweitens offenbar tiefenentspannt (wir plauderten schon ein Weilchen miteinander) und drittens an Wochenenden so gut wie nie da ist, da er selbige bei seiner Frau in Berlin verbringt. Bedeutet: sturmfrei am Wochenende. Quasi immer. Und auch die Mieter des Vorderhauses scheinen nett und umgänglich zu sein – mit Sonja und Marco bin ich ja nun schon länger befreundet, ihr Nachbar (wieder gleiche Altersklasse) scheint auch einer von den Netten zu sein, auf den stieß ich irgendwann mal im Hof. Das Umfeld scheint also zu stimmen – es ist in jedem Fall erheblich netter als das in Laim. Das allerdings ist nun allerdings auch nicht sonderlich schwer – mein verhasster ehemaliger Nachbar aus dem Stock unter mir hat seinem miesen Ruf bereits alle Ehre erwiesen und ist schon mit meiner Nachmieterin zusammengerasselt (mit der ich hin und wieder telefoniere und von daher bestens informiert bin). Nein, mein Schmerz, die Wohnung in Laim aufgegeben zu haben, hält sich sehr in Grenzen.