Schöner als ich dachte

Beruflich verschlägt es mich recht regelmäßig in den Kölner Raum. Und ich gestehe: wenn es dann so Richtung Bergisches Land geht, dann ist die Ecke da nicht so wirklich meine. Zweifellos romantisch. Für ein paar Tage. Aber ansonsten kommt der dortige Landstrich meiner Definition von „das Nichts“ oder „das Ende der Welt“ ziemlich nahe. Besonders in den Herbst- und Wintermonaten, wenn alles wunderschön grau in grau ist, der Nebel zwischen den Hügeln hängt, die Bäume ihr Laub längst verloren haben und leichter Nieselregen fällt. Dann macht sich der Baustil dieser mit Schiefer verkleideten Häuser so richtig gut. Da möchte mir jedes Mal die Sonne im Herz aufgehen. Oder wollte ich doch lieber fliehen, weil ich eine unmittelbar eintretende Depression befürchte? Letzteres war’s, glaube ich. Nein, inzwischen bin ich dann wohl doch entschieden zu sehr Großstädter, als dass ich mich in der dortigen Einsamkeit länger wohl fühlen könnte.

Der letzte Besuch -im Lauf dieser Woche war’s- allerdings hat mein Bild des Bergischen Landes ein Wenig zurecht gerückt, zumindest was den auf’s Architektonische angeht. Zwei Schulungstage in Wermelskirchen galt es zu erbringen, einer Ansiedlung, die man nicht unbedingt besucht haben muss. Wobei: Falls jemand der Leserschaft sich mit dem Gedanken beschäftigt, vielleicht einen eigenen Laden zu eröffnen: Allein in der verlängerten Fußgängerzone stehen derzeit mindestens sieben Ladengeschäfte zur Vermietung, da ließe sich sicher ein Schnäppchen machen.  Oder wie wäre es mit dem Erwerb einer Wohnung? 65qm für knapp über 50000 Euro. Da kommen einem dann doch eher die Tränen, sofern man sich mal für einen kurzen Moment der Unvernunft mit den Münchener Immobilienpreisen auseinandergesetzt hat. Eine Option wäre ein Eigenheim dort dennoch eher nicht. Zumindest für mich ;-)

Das Wetter meinte es ausnahmsweise mal gut mit mir (eigentlich gibt es sich regelmäßig redlich Mühe, meine Vorurteile über diesen Landstrich ordentlich zu fördern) und so konnte ich erstens die lokale Eisdiele testen (sehr akzeptabel) und mir im Zuge eines kurzen Abendspaziergangs einmal den Stadtkern ansehen. Und der verdient selbiges Prädikat in meinen Augen ebenso.

Wie sie so dalagen, die Häuschen und die Kirche: In der Frühlingssonne sahen die richtiggehend romantisch oder gar pittoresk aus. Plötzlich gar nicht mehr fad und depressionsfördernd, nein, glatt schon Tourismusprospektgeeignet. Allerdings fürchte ich, dass das ein reichlich übersichtlicher Prospekt würde, denn rein touristisch betrachtet gibt Wermelskirchen nun wahrlich nicht viel her. Aber ich war ja auch zum Arbeiten dort und nicht zum Urlauben. Einen Abend vor Ort kann man dann schon ganz gut verbringen. Und sei es nur, um sich in aller Ruhe den alten Stadtkern anzusehen, ein Eis zu genießen und dann den Rest des Abends im Hotelzimmer zu verbringen.

 

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