Sauna deluxe

Nachdem der Anfang meines Urlaubs vor zwei Wochen ja reichlich kalt und -wie könnte es anders sein- verregnet war, bot es sich an, endlich mal den angeblich besten Saunatempel im Großraum München zu besuchen – die Therme in Erding. Ich bin ja immer noch nicht überzeugt, dass man diese Ecke noch als „Großraum München“ bezeichnen darf, die Fahrt dorthin dauert immerhin rund eine Stunde und führte mich (tolle Entscheidung, Navi!) einmal mitten durch die Innenstadt. Aber so konnte ich mich wenigstens mal wieder darin bestätigt sehen, dass man sein Auto lieber stehen lässt und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigt, wenn man innerhalb Münchens unterwegs ist.

Man kann die Therme schon von weitem erkennen – ein mitten in Felder geklotztes Ensemble aus Glas und Stahl. Das wirk ein Wenig, als hätten Außerirdische es hier zurückgelassen, inmitten von Wiesen und einigen Bauernhöfen wirken die Gebäude wie Fremdkörper.

Ebenfalls beinahe außerirdisch erscheinen die Eintrittspreise – 39 Euro für eine Tageskarte – nur für den Saunabereich, wohlgemerkt. Man mag sicher darüber streiten, ob so etwas gerechtfertigt ist, andererseits möchte ich auch lieber gar nicht wissen, was der Unterhalt einer solchen Anlage kostet, allein die Heizkosten verschlingen vermutlich Unsummen. Und sofern man den Eintrittspreis auf die Aufenthaltsdauer herunterrechnet, ist ein Kinobesuch definitiv nicht billiger.

Einen Besuch ist die Anlage definitiv wert. Selbst wenn man, wie ich, den ganzen Tag in den Saunen verbringt und den Bade- und Rutschbahnbereich ignoriert. 25 Saunen wollen erstmal entdeckt und in Ruhe ausprobiert werden – ein Vorhaben, das man an einem Tag unmöglich bewältigen kann. Ebenfalls diverse Pools, Außenbereiche, Tretbote (ja, es gibt sogar einen See, auf dem man mit Tretböötchen fahren kann) und natürlich diverse kulinarische Angebote, die man erfreulicher Weise zu ansatzweise humanen Preisen erwerben kann. Getränke sind etwas günstiger als in Restaurants und die Preise für das Essen bewegen sich auf ähnlichem Niveau. Ich habe nur den italienisch angehauchten Restaurantbereich ausprobiert – das Kredenzte war erstaunlich lecker. Die Qualität des Essens ist höher als ich das bis dato aus Bädern oder Saunen gewohnt war.

Ich habe mich im Lauf des Tages durch etwa zehn Saunen durchprobiert (es könnten auch neun gewesen sein, irgendwann habe ich aufgehört zu zählen oder meine Hirnwindungen waren so zusammengeschmolzen, dass ich mir die Anzahl nicht mehr merken konnte. Aber vielleicht liegt das ja auch am Alter). Die meisten waren etwas „kälter“, als ich das aus den Schwabenquellen gewohnt war, es genügte dennoch um ausreichend viel zu schwitzen. Die händisch durchgeführten Aufgüsse taten ihr Übriges.

Vergleicht man das Ganze mit meiner bisherigen Haus-und-Hof-Sauna, lässt sich feststellen, dass die Variante in Erding zwar erheblich größer und teilweise auch schöner ist, die Rituale sich aber gleichen. Ist man nicht mindestens zehn Minuten vor der angesetzten Aufgusszeit in der Sauna, findet man keinen Platz mehr (außer vielleicht ganz oben in der allerheißesten Ecke). Die verwendeten Duftstoffe gleichen sich, ebenso die Sprüche, die die bemitleidenswerten Mitarbeiter äußern, die die Aufgüsse durchführen müssen. Fast möchte man meinen, es gäbe ein Buch, in dem die zu benutzenden Sätze alle aufgelistet sind und höchstens minimal variiert werden dürfen. Lediglich der vorherrschende Dialekt unterscheidet sich natürlich erheblich.

Sehr genossen habe ich die Weitläufigkeit der Anlage und das damit einhergehende Angebot an Liegestühlen und sonstigen Sitz- und Liegemögichkeiten. Zwar zeigt man auch in Erding die in meinen Augen inakzeptable Tendenz Liegestühle dauerzubelegen, aber es gibt erheblich mehr davon als in den Schwabenquellen und darüber hinaus gibt es Bereiche, in denen das Personal gnadenlos allein gelassene Handtücher wegräumt und die belegten Plätze freigibt. Da könnte man sich in Stuttgart mal ein Beispiel nehmen, ebenso an der Varianz der angebotenen Verpflegung, die wirklich ein sehr breites Spektrum abdeckt. Es sollte sich für jeden Geschmack etwas finden lassen. Und man könnte die Idee mit der Poolbar adaptieren, es hat schon was, es sich mit einem großen Becher Cola in der Hand in den Pool zu flacken und das Leben zu genießen.

Das wäre dann auch mein Fazit des Tages. Ich hab’s genossen und war ja sowas von entspannt, als ich abends um zehn wieder Richtung Auto aufgebrochen bin… Ich werde wiederkommen. Vermutlich nicht gleich kommende Woche, aber immer dann, wenn ich mal in Ruhe (und Hitze) die Seele baumeln lassen möchte.

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