Winterimpressionen aus dem Englischen Garten

Der Publikumsmagnet Nummer eins, wird auch im Winter fleißig genutzt. Statt Decke und Picknickkorb werden eben Handschuhe und der Schlitten eingepackt. Gut, manche gern ausgeübte Tätigkeiten werden eingestellt – ich habe beispielsweise niemanden nackt im Eisbach baden sehen (wobei es mich nun auch wieder nicht sonderlich überrascht hätte, wenn einige Unerschrockene dies getan hätten, „Exzentriker“ scheint es in dieser Stadt wahrlich genug zu geben), aber das empfinde ich nun nicht zwingend als Nachteil. Die verschneiten (Grün)flächen geben auch im Winter einiges her und erfreulicher Weise werden beispielsweise die Hauptwege mit Split gestreut, so dass einem ausgedehntem Spaziergang nicht im Wege steht, auch wenn man nicht gleich zu den Schneeschuhen greift.
Und selbst die Straßenmusikanten weichen trotz arktischer Temperaturen nicht von der Stelle. Die im Bild dargestellten Herren der Schöpfung gaben beispielsweise hervorragende Musik zum Besten, obgleich ich mich ja frage, ob denen nicht innerhalb kürzester Zeit die Finger abfrieren müssten. Während ich deren jazzig-angehauchter Darbietung lauschte, wurde ich allerdings auch Zeuge eines Vorgangs, den ich (leider) inzwischen auch als typisch für München ansehe. Um die öffentliche Sicherheit zu wahren, patrouilliert die Münchner Polizei natürlich auch durch den Englischen Garten. Beritten übrigens. Sie kamen, sahen (oder hörten?) und schritten ein.
Ich weiß nicht, welches Gefahrenpotential von vermutlich osteuropäischen Musikern ausgeht, aber es steht außer Frage, dass diese natürlich umgehend kontrolliert wurden. Man untersagte ihnen einstweilen das Musizieren (was einige der vielen vorbeiflanierenden Passanten zu lästerlichen Sprüchen hinriss) und ließ sich erstmal die mitgeführten Papiere vorzeigen. Es folgte geheimniskrämerische Kommunikation via Funkgerät (mit dem BKA? Dem BND? Gar dem Herrn Innenminister persönlich? Abgleich mit einer Liste unerwünschter Künstler? Oder gar eine Untersuchung, ob das dargebotene Liedgut am Ende aufrührerisch sein könnte? Verdacht auf Drogen im Cello? Ich werde es vermutlich nie erfahren). Leider zog sich dieser Vorgang so lange hin, dass mir die Füße einzufrieren drohten und ich weiterging. Auf dem Rückweg, etwa eine halbe Stunde später, kam ich nochmal an ihnen Vorbei – sie standen noch und offenbar hatte man ihnen gestattet ihr Tun fortzusetzen.
Ich finde so etwas einfach nur schade – in mir weckt dies einfach nur den Eindruck, dass die Polizei (auf wessen Anweisung auch immer) sich mit Dingen befasst, die nicht sein müssten. Solcherlei „verdachtsunabhängige Personenkontrollen“ sind mir hier schon öfter aufgefallen. Weit häufiger, als ich dies aus Stuttgart gewohnt bin (und wofür die dortige Polizei regelmäßig mediale Prügel wegen Unverhältnismäßigkeit einstecken muss). Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum man ein einsames Quartett von Straßenmusikern vertieft unter die Lupe nehmen musste? Vielleicht bin ich ja ein ignoranter und verabscheuungswürdiger Liberaler, aber meiner Meinung nach hat München wirklich größere Probleme, als Straßenmusikanten zu durchleuchten. Aber wenn man offenbar gleich mehrere Hundertschaften zur Abriegelung der Münchner Sicherheitskonferenz stellen kann, kann man am Wochenende auch in Parks kontrollieren…

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Und jetzt noch folgende Rechenaufgabe lösen: * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.