Zu früh gefreut?

Zeit für einen Bechterew-Zwischenstand: Seit rund fünf Wochen spritze ich mir inzwischen wöchentlich eine Dosis Enbrel in den Oberschenkel. Die anfänglich höchst erfreulichen Ergebnisse habe ich ja bereits beinahe euphorisch zum Besten gegeben. Auch die Nebenwirkungen waren bis dato eher überschaubar – die roten Flecken auf den Oberschenkeln sind erfreulicher Weise nur ein einziges mal aufgetreten und nach wenigen Tagen wieder verschwunden.

Was mir allerdings zu denken gibt ist die Tatsache, dass das Medikament inzwischen nicht mehr so deutlich und lange wirkt, wie noch in den ersten Wochen. Gänzlich schmerzfrei und quasi sensationell beweglich bin ich inzwischen nicht mehr. Leider. Zum Einen scheint die Wirkung spätestens nach fünf Tagen deutlich nachzulassen. Kurze Recherchen dahingehend ergaben, dass man von einer Halbwertszeit zwischen 40 und 70 Stunden ausgeht. Dementsprechend ist die verfügbare Menge der zusätzlichen Rezeptoren für TNF-Alpha am Ende der Woche schon wesentlich geringer. In meinem Fall scheint das dazu zu führen, dass ich mich eben doch wieder schlechter bewegen kann und die Schmerzen zurückkommen. Natürlich längst nicht vergleichbar mit der Zeit vor Enbrel, aber sie sind eben da und ließen mich in der vergangenen Woche erstmals wieder für eineinhalb Tage zu Ibuprofen greifen.

Zum Anderen (ich bin kein Mediziner und kann nur mutmaßen) scheint sich mein Körper auf das Medikament einzustellen. Ich bin selbst zwei Tage nach dem Spritzen (bisher war etwa nach dieser Zeitspanne die maximale Wirksamkeit erreicht) nicht so gut beieinander, wie noch zu beginn der Behandlung. Zwar komme ich nach wie vor ohne Schmerzmittel durch die Nacht, bin aber morgens wieder relativ steif. Und der Bereich um die Hüfte und der LWS fühlt sich wieder so an, wie er sich bei Bechterewlern eben anfühlt. Schwer zu vermitteln – alles zieht ein Bisschen und ich kann sie nur schwer bewegen. Das lässt sich durch ne Stunde Gymnastik zwar weitgehend in den Griff bekommen, aber es irritiert mich ein Bisschen. Denn das hat anfangs erheblich besser funktioniert.

Jetzt könnte man vermuten, dass das daher kommt, dass ich mein Sportprogramm wieder auf ein Normalmaß zurückgefahren habe. Ich ließ die Gymnastik durchaus mal ausfallen und habe nicht zugesehen, jeden Tag auf mindestens zwei Stunden Bewegung zu kommen. Andererseits sollte ja genau dies durch das Medikament auch gar nicht mehr nötig sein – und war es anfangs ja auch nicht.

Ich denke, ich muss mit meiner Rheumatologin mal dringend besprechen, wie eigentlich der Behandlungsverlauf mit Enbrel normalerweise abläuft. Ist das normal, dass die Wirksamkeit relativ schnell nachlässt? Zickt nur mein Bechterew aktuell ein Wenig rum, so dass ich ihn eben trotz der Medikamente stärker merke als normalerweise unter Enbrel-Einfluss? Ist der gewählte TNF-Alpha-Blocker eventuell nicht der Richtige für mich? Es gibt ja noch ein paar Alternativen, die ein Bisschen anders wirken – vor denen habe ich aber dahingehend Respekt, dass man sie entweder mit echten Spritzen verabreichen muss (auch wenn man das selber kann) oder in Form von Infusionen erhalten muss. Beides jetzt nicht unbedingt Lösungen, auf die ich sonderlich scharf bin, ich würde gerne diese furchtbar praktischen Pens behalten können.

So gesehen komme ich gerade offensichtlich wieder auf dem Boden der Tatsachen an. Nicht falsch verstehen: Mir geht es immernoch um Längen besser als vor Beginn der Behandlung – ich komme wesentlich gerader daher (wenn auch abends inzwischen wieder hin und wieder ein klitzekleines Bisschen krumm), kann mich noch immer wesentlich besser bewegen als vor etwa zwei Monaten und die Schmerzen sind definitiv eine Nummer „harmloser“ als gewohnt. Aber all diese Bechterew-Begleiterscheinungen waren ja auch schon komplett verschwunden. So hätte das gerne bleiben dürfen.

Der nächste geplante Arzt-Termin ist erst Anfang Februar. Mal schauen, ob ich das Ganze bis dahin einfach beobachte, oder doch anrufe und frage, ob ich einen früheren bekommen kann. Akuten Handlungsbedarf sehe ich nicht, aber ich bin zumindest misstrauisch, was den scheinbaren Frieden zwischen Körper und Bechterew angeht. Ganz so stabil scheint der nämlich nicht zu sein…

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