Die Sache mit den Friseuren

Es ist eine ganze Weile her, da hatte ich mal einen kurzen Artikel über einen ehemaligen Friseursalon geschrieben, der hier bei mir um die Ecke beheimatet war. In meiner Phantasie durch die Wahl eines bestenfalls suboriginellen Firmennamens in den Ruin getrieben. Zu Recht. Stimmt vermutlich nicht, lässt mich aber jedes mal wieder diabolisch Grinsen, dieser Gedanke.

Jener kurze Betrag jedenfalls bescherte dieser Seite hier Monate nach seiner Veröffentlichung den ersten Leserbeitrag -von den immer gern gesehenen Kommentaren einmal abgesehen- überhaupt. Denn eine seit ganzen einer Weile in Freiburg lebende, sehr geschätzte ehemalige Kollegin (womit die paar hier mitlesenden noch aktiven Kollegen wissen, wer gemeint ist) verblüffte mich irgendwann mit einer Mail, aus der ich (heute, weitere Monate später) höchst beglückt zitiere:

Ich lese mit großem Vergnügen deinen Blog und ein Beitrag blieb in lebhafter Erinnerung: Kamm in! Der Friseur mit dem kreativen (nun ja…) Daumen? Schere? bei der Namenswahl. Und jeden Tag fahre ich eben wie schon gesagt an diesem Friseurgeschäft vorbei und denke an dich, Phi! Hier nun das Foto dazu! Hoffen wir, dass Anja eine gute Zukunft hat…

Schriebs, und hängte das oben dargestellte Foto von „Anja’s Chick-Saal“ an.

Ich gestehe, dass auch ich der Anja eine gute Zukunft Wünsche. Denn der von ihr gewählte Firmenname ist so schlecht, dass er quasi schon wieder gut ist. Auf alle Fälle um Längen origineller als „Kamm In“. Auf der Anderen Seite würde es mich ja brennend interessieren, was sie denn über ihr persönliches Chick-Saal (sorry, sie hat damit angefangen, ich hau nur drauf ;-) zu berichten wüsste, klappte es mit diesem nicht.

Was mich allerdings zu der Frage treibt, ob bei den Meistern des Haarschneidefachs nicht doch etwas zuviel Chemie im Arbeitsalltag gewisse Hirnregionen in Mitleidenschaft zieht? Denn anders kann ich mir nicht erklären, dass just dieser Berufsschlag mit besonderer Hingabe daran zu arbeiten scheint, sich besonders hervorstechende Namen fürs eigene Geschäft auszudenken.

Ein Vorwurf, den man der Siglinde nicht machen kann, die ihr Geschäft vermutlich rund 300 Meter Luftlinie entfernt vom ehemaligen Kamm In betreibt.  „Haarstüberl“ mag ich noch durchgehen lassen, besonders unter Berücksichtigung der  geographischen Lage des Etablissements. Siglinde hat ihren Laden (in den ich noch nie, wirklich nie, jemanden hineingehen oder herauskommen sah – und ich gehe da wahrlich nicht selten vorbei) immerhin wenigstens nicht haarsträubend benannt. Dafür hat sie ihn aber garantiert seit Mitte der Siebziger auch nicht mehr verändert. Vielleicht sollte ihr mal jemand sagen, dass die Mode immer mal wieder dieses oder jenes Jahrzehnt wiederauferstehen lässt – meines Wissens war das aber im „Bereich Gestaltung von Friseursalons“ bis dato noch nie der Fall.

Das scheint nur in meinem Wohnviertel hier niemanden anzufechten, nein, offenbar steht man hier auf solcherlei Beständigkeit und Traditionsbewusstsein. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass kaum einen Steinwurf entfernt ein weiterer Friseur seine Niederlassung betreibt, der es interieurtechnisch und bezogen auf die Schaufenstergestaltung locker mit dem Haarstüberl aufnehmen kann. Ein Bild davon muss ich nachreichen.

Je länger ich drüber nachdenke, desto glücklicher bin ich da doch glatt mit meiner Frisur. Andernfalls müsste ich solcherlei Dienstleistungsbetriebe ja auch noch von innen sehen. Halten wir also fest: erblich bedingter Haarausfall hat nicht nur Nachteile…

  1 comment for “Die Sache mit den Friseuren

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