Bedingt Fantastisch

Am Samstag Abend stand ein Pflichttermin auf dem Programm. Die Herren der Fantastischen Vier gastierten in Stuttgart. Im Lauf der Jahre ist es  mir eine Art Gewohnheit geworden, deren Konzerte zu besuchen. Immer in Stuttgart, soviel Heimat-Patriotismus darf es dann schon sein. Drei Viertel der Band mögen nicht mehr dort leben, bezeichnen Stuttgart aber nach wie vor als ihre Heimat. Und nachdem ich selbst das ja auch so halte, finde ich es nur Konsequent, zu solchen Veranstaltungen immer „nach Hause“ zu kommen. Außerdem sind die Musiker immer ein Bisschen besser drauf, die Stimmung immer ein Wenig ausgelassener, wenn es um die Heimspiele geht. Rede ich mir ein.
Um das Fazit des Abends mal vorweg zu nehmen: Es war ok.

Klingt nur mäßig begeistert.

Ist es auch.

Nun ist es wahrlich nicht so, dass ich den Abend komplett furchtbar gefunden hätte – aber ich hatte mir mehr erhofft und auch schon bessere Konzerte der Protagonisten gesehen. Dabei kann ich gar nicht so genau definieren, was genau ich denn jetzt eigentlich nicht so dolle fand. Es kommen vermutlich einfach diverse Dinge zusammen.

Zum Einen -das völlig losgelöst vom eigentlichen Konzert- war die Veranstaltung relativ schlecht organisiert, was man aber wohl eher dem örtlichen Veranstalter anlasten muss. Bei Veranstaltungen mit 12000 Besuchern kann man ein meinen Augen vorhersehen, dass eventuell eine Menge Personal an der Garderobe notwendig sein könnte. Ebenso wäre es schön, wenn man von den Ordnern nicht von Pontius zu Pilatus geschickt würde, wenn es um den Zugang zum Innenbereich der Halle geht. Oder wenn man den Einlass so organisieren könnte, dass man dort nicht eine halbe Stunde ausharren muss. Aber dank der großzügigen Zeitplanung der Veranstalter bis zum eigentlichen Konzertbeginn (angeblich 19:30, de facto standen die Herren um 21:00 auf der Bühne) war dies jedoch kein größeres Problem.

Bezogen auf das Konzert selbst fand ich die Songauswahl ein Bisschen beliebig. Da haben die Fantas inzwischen 50 empfundene Hits im Gepäck (eigentlich will das gealterte Publikum doch sowieso nur diese hören und in alten Zeiten schwelgen), spielen aber dennoch größere Teile des aktuellen Albums. Letzteres finde ich durchaus gelungen, allerdings hätte es meiner Meinung nach völlig genügt, drei oder vier der darauf enthaltenen Songs ins Programm einfließen zu lassen. Ebenfalls etwas befremdlich finde ich die Tatsache, dass in schöner Konstanz Solostücke von Thomas D und Michi Beck ins Programm aufgenommen werden. Nun kann man „Disco“ oder auch „Gott ist mein Zeuge“ zwar immerhin noch attestieren, unter dem Namen der Fantastischen Vier veröffentlicht worden zu sein – es handelt sich dabei dennoch definitiv um Solo-Stücke, deren Urheberschaft eindeutig auszumachen ist. Und „Liebesbrief“ hat mit den Fantas nichts zu tun. Auch nicht auf deren Konzerten. Punkt. Mal völlig abgesehen davon, dass die drei Stücke musikalisch recht uninspiriert sind und als Livestücke in meinen Augen sowieso nicht ernsthaft zu gebrauchen sind.

Zum Anderen ist die Schleyerhalle nun einfach keine gute Location für Konzerte. Das ist bekannt und sollte mich nicht überraschen. Die Akustik kann man mit viel gutem Willen gerade so als „grenzwertig“ bezeichnen, dennoch habe ich dort schon etliche Konzerte besucht, bei denen der Ton einigermaßen akzeptabel war. Das war leider am Samstag nicht der Fall. Das liegt sicher auch daran, dass unsere Stehplatz-Position eher suboptimal war, andererseits muss es auch an solchen Positionen nicht derartig dumpf und breiig klingen. Hier wäre wesentlich mehr machbar gewesen. Schade!

Und zu guter Letzt: Der Funke zwischen Band und Publikum wollte nicht so richtig überspringen. Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau, denn natürlich tobte der Saal bei „Populär“, bewies man Textsicherheit bei „Sie ist weg“ oder hatte extrem großen Spaß bei „Ernten was wir sähen“ oder „mfg“. Aber das waren alles punktuelle Elemente des Abends, nach denen die gute Stimmung oft schnell wieder abflaute. Das hätte man wesentlich besser hinbekommen, hätte man die Reihenfolge der präsentierten Stücke etwas umgestellt. So ergab sich weder vom Stimmungsaufbau noch der Gruppierung der einzelnen Stücke her ein stringenter roter Faden. Das Dargebotene schien mir ein Bisschen beliebig zu sein.

Auf der Haben-Seite steht ein solide heruntergespieltes Konzert. Die Leistung der Band gewohnt tadellos (kein Wunder, bei den Musikern – wobei mich vor allem das Keyboard-Solo von Lillo Scrimali während des obligatorischen „Tag am Meer“ begeistert hat), die Ansagen routiniert, die Show ausgefeilt und sauber in Szene gesetzt. Alles fein, alles in Ordnung, man hat es aber irgendwo schonmal spritziger, funkelnder und spielfreudiger gesehen.

Auch von den Fantastischen Vier selbst.

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