Politische Wirrköpfe

Die Wahlen im September werfen ihre Schatten voraus. An die Wahlplakate an allen möglichen und unmöglichen Stellen habe ich mich ja gewöhnt (auch an die doch eher schwachsinnigen der SPD, derer zufolge Herr Ude Wort hält – welch Schenkelklopfer!), nicht jedoch an die neuen Parteien, die es in anderen Bundesländern nicht gibt. Mein absoluter Favorit ist hier derzeit die „Bayernpartei“, die offenbar von ein paar Menschen ins Leben gerufen worden, denen die CSU noch nicht traditionell, konservativ, borniert und gestrig genug ist. Oder anders ausgedrückt: man hat offenbar beschlossen, sich noch weiter am rechten Rand zu platzieren (scheinbar ist da noch Platz, auch wenn manche Äußerungen der aktuellen Landesregierung dies nicht eben erwarten lassen). Gut, „Rechtsradikal“ ist die Bayernpartei eher nicht und manche ihrer Forderungen könnten auch von den Grünen kommen (aber bei denen kann man ja hin und wieder auch den Eindruck gewinnen, als wären sie die neue CDU der 68er Generation), aber „wertkonservativ“ ist nur eine milde Umschreibung dessen, was die Partei als obere Ziele definiert. Ich zitiere mal aus dem Wahlprogramm:

    • Eigenstaatlichkeit
      Die Bayernpartei fordert für Bayern, was für andere Länder selbstverständlich ist – die Freiheit, über eigene Angelegenheiten selbst entscheiden zu dürfen. Viele auf überstaatlicher – also europäischer Ebene – sinnvoller angesiedelte Aufgaben machen die deutschnationale Ebene mittlerweile überflüssig. Bayern muss in den jetzt entstehenden “Vereinigten Staaten von Europa” das Recht bekommen, seine Interessen ohne die bisherige Vormundschaft durch Berlin selbst zu vertreten. Zu diesem Zweck wollen wir zu gegebener Zeit einen Volksentscheid über die bayerische Unabhängigkeit herbeiführen.
      • Einführung eines bayerischen Staatspräsidenten
        Im Gegensatz zu praktisch allen Staaten besitzt Bayern kein Staatsoberhaupt.
        • Föderalismus auch in Bayern
          Unserer Ansicht nach sollte Bayern wirklich föderal aufgebaut sein. Das bedeutet, dass jede politi­sche Ebene weitgehend autonom für die Belange ihrer eigenen Bewohner zuständig ist. Dies würde die politische Bedeutung der Regierungsbezirke enorm aufwerten. Denkbar wäre auch eine fränkische Autonomie.
        • Ausstieg aus dem Euro
        • Schutz der Ehe
          Ehe und Familie sind die natürliche und sittliche Grundlage der menschlichen Gemeinschaft und stehen unter dem besonderen Schutz des Staates. Eine Gleichsetzung von eheähnlichen Verhältnis­sen und Ehen widersprechen diesem Prinzip.
          Die Bayernpartei wendet sich gegen alle Bestrebun­gen, eheähnliche Verhältnisse in der Besteuerung und bei der Gewährung von Zuschüssen mit der Ehe gleichzusetzen. Eine Gleichstellung von homosexuellen Beziehungen mit der Ehe im Adoptions- und Verwaltungsrecht lehnen wir ebenfalls ab

        Das waren jetzt nur ein paar Highlights…
        Halten wir also mal fest: Föderalismus ist Scheiße und deshalb will man am Liebsten ohne den komischen Rest der Republik vor sich hin existieren. Klar, als man damals die Milliarden aus dem Länderfinanzausgleich bitter nötig hatte, war man ganz froh und hat das Geld genommen. Jetzt, wo man welches zahlt, mag man lieber nicht mehr mitspielen, was können die Bayern denn dafür, dass alle anderen Bundesländer es nicht drauf haben? Wobei ich der vollständigkeit halber darauf hinweisen sollte, dass die das schon immer als Ziel hatten, auch als Bayern noch am Tropf der anderen Länder hing.

        Die Homoehe gehört natürlich sofort wieder verboten und vermutlich würde man auch alle Homosexuellen gerne loswerden. Sollen die doch nach Nordrhein-Westfalen auswandern, in dieses gottlos liberale Stück Land. Ein eigener Staatspräsident muss es dann auch schon sein – vermutlich trauen die sich nur einfach nicht, die Wiedereinsetzung eines Königs zu fordern – was ihnen aber definitiv ein paar Sympathisanten einbringen dürfte. Ja, gebt uns den Ludwig wieder! Und den Euro braucht auch kein rechter Bayer. Warum, erklären sie aber nicht so wirklich schlüssig. Wie eigentlich kaum eine der Forderungen und Ziele logisch und mit gesundem Menschenverstand nachvollziehbar ist.

        Normalerweise würde ich ja einfach nur den Kopf schütteln und die in eine Reihe mit den Bibeltreuen Christen, der Autofahrerpartei oder sonstigen Splittergruppierungen stecken. Aber die haben bei der letzten Landtagswahl immerhin 1,1% geholt. Zum Glück blieben sie folglich der politischen Bühne erspart, aber nach meinem Dafürhalten sind selbst diese 1,1% schon entschieden zu viel. Ich bin gespannt, wie sie im September abschneiden…

        Schreibe einen Kommentar

        Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

        Und jetzt noch folgende Rechenaufgabe lösen: * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.