Am vergangenen Mittwoch stand mal wieder einer jener Kundenbesuche auf dem Tagesplan, um die man hin und wieder beneidet wird. Im Grunde war es einfach nur eines der üblichen Seminare, die ich ja nach wie vor einigermaßen regelmäßig halte. Wenig spektakulär. Spannend wird es allerdings immer dann, wenn der geneigte Kunde sich (meistens vor oder nach der Mittagspause) dazu hinreißen lässt, mir mal zu zeigen, „was die Firma eigentlich tut“. Letztjähriges Highlight war der Besuch bei einem Flugzeugausstatter in Basel, der allerlei Jets nach Kundenwünschen ausbaut. Gerne mit Whirlpool, wenn es denn unbedingt sein muss (und die Dicke der Brieftasche stimmt).
Diese Woche konnte die Messe in Düsseldorf auftrumpfen. Mit einer Rundfahrt über das Messegelände, auf der zu diesem Zeitpunkt die „Internationale Bootsausstellung Düsseldorf“ (boot) aufgebaut wurde, angeblich die weltweit größte und international bedeutendste Bootsmesse.
Als „Normalsterblicher“ hat man ja eher selten bis nie die Gelegenheit, Messen während ihrer Aufbauphase zu besichtigen und im Falle einer, sagen wir mal, internationalen Ausstellung für Haarpflegeprodukte wäre das sicherlich auch wenig spektakulär. Wenn wir aber über eine Messe reden, bei der unter Anderem haufenweise Luxusyachten zur Schau gestellt werden, sieht das schon ganz anders aus.
Allein die Koordination der Tieflader und der LKWs, die die Schiffchen und das Baumaterial für die Messestände anliefern, ist beeindruckend. Überall stehen Trailer, Kräne und Hebebühnen in der Gegend herum. Nicht zu vergessen der messeeigene Riesenkran („Big Willy„), mit dem Schiffe direkt aus dem Rhein abgeholt und auf das Messegelände gefahren werden können.
Auf dem Messegelände selbst gibt es einen Supermarkt, in dem sich die Handwerker mit Lebensmitteln versorgen können, eigene Ärzte, eine Art Baumarkt für häufig benötigte Kleinteile (von Werkzeug über Leuchtmittel bis zu allem erdenklichen Elektrokram) und was man sonst noch so benötigen könnte. Fast schon eine kleine Stadt.
Die anwesenden Hersteller protzen natürlich. Da werden Yachten aufgefahren, die sich unsereins vermutlich nicht mal im Traum jemals leisten kann, da werden Messestände teilweise tatsächlich mit Echtholz-Parkett ausgelegt (welches nach der Messe kurzerhand weggeworfen wird, wie uns versichert wurde), es werden Pools aufgebaut, in denen Kajaks und Surfbretter ausprobiert werden können. Alles ziemlich unterhaltsam und vom fachkundigen Führer mit der ein oder anderen netten Anekdote unterlegt. Beispielsweise der, dass der Messeabbau durchaus schon dazu genutzt wurde, um Yachten zu entwenden. Man lädt sie einfach mit einem Kran auf einen Tieflader und fährt damit vom Gelände. Man muss nur dreist genug sein. Sowas ist aber angeblich heute nicht mehr möglich. Schade eigentlich ;-)
Auf die richtig teuren Yachten kommt man als schnöder Messebesucher übrigens gar nicht erst drauf. Nicht mal zum Staunen. Viele Aussteller laden die potentiellen Kunden ganz gezielt ein, kein Zutritt ohne Einladung. Für die Geladenen gibt es dann Messeshuttles direkt vom Flughafen zum Messestand, Verpflegung, viel Brimborium und allen erdenklichen Luxus. Aber eben nur für potentielle Kunden mit der entsprechend finanziellen Ausstattung. Von daher dürften wir den Yachten während unseres Ausflugs durch die Messehallen (in die man natürlich direkt reinfährt, nicht etwa läuft) vermutlich näher gekommen sein, als es etlichen regulären Besuchern der Messe vergönnt sein dürfte. Ich sollte zukünftige Arbeits-Besuche bei der Messe definitiv davon abhängig machen, für welche Messen dann aktuell der Aufbau läuft…