Fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn

Rechnet man die Zeit mit ein, in der ich damit beschäftigt war, die zukünftigen Büros für München zu besichtigen, fahre ich jetzt seit rund eineinhalb Jahren mehr oder minder regelmäßig zwischen Stuttgart und München hin und her. Die Strecke auf der A8 könnte ich inzwischen vermutlich auch blind zurücklegen, sämtliche Ausfahrten in der korrekten Reihenfolge aufzählen und fachkundige Beratung geben, an welchem Rastplatz man am geschicktesten eine zu platzen drohende Blase entleert.

Spannendes Begleitprogramm bilden immer die rund 40km Baustelle zwischen Günzburg und Augsburg, wo die A8 unter erheblichem materiellen Einsatz und Aufbietung beeindruckender Baumaschinen auf sechs Spuren ausgebaut wird (was so ziemlich der Traum jedes kleinen Jungen sein dürfte. „Boah, Hammer-Baustelle!“). Anders als beim bestenfalls als „Vollkatastrophe“ zu bezeichnenden Ausbau der A8 zwischen Karlsruhe und Stuttgart seinerzeit, den man verkehrstechnisch ja leider als Volldebakel ansehen muss (auch wenn das Schlimmste seit einer ganzen Weile überstanden scheint), hat man sich hier für eine relativ harmlose aber auch radikalere Variante entschieden: man baut die komplette Fahrbahn kurzerhand neu – neben den bisherigen Fahrspuren.

Klar, in diesem quasi menschenleeren Landstrich ist ja auch genug Platz und lästige Anwohnerproteste sind kaum zu befürchten. Dennoch schon irgendwie merkwürdig, dass sich im Gegensatz zu beispielsweise Stuttgart 21 kein einziger Umweltschützer hier je an einen Baum gekettet hat oder das Gefährden nie zuvor wahrgenommener Käfer beklagt wurde, als man diese gleich zu hunderten rodete, um den nötigen Platz zu schaffen. Aber das ist ja auch irgendwie logisch, der Umweltschützer von heute will ja auch schnell zur nächsten Demo fahren können, da braucht man gute, möglichst staufreie Straßen, also immer fleißig weg mit dem Gehölz! Aber wehe es legt jemand Hand an einen liebgewonnen Baum in irgendeinem Park).

Diese Bauweise führt erfreulicher Weise zu relativ wenig Behinderungen des Verkehrsflusses (ich stand in der kompletten Zeit lediglich drei mal innerhalb der Baustelle im Stau) und das Tempo, in dem die neue Strecke aus dem Boden gestampft wurde, ist beeindruckend. Schon während der letzten Fahrten zeichnete sich ab, dass das erste Teilstück wohl demnächst fertig sein würde – und gestern war es soweit. Ich konnte die ersten geschätzt 15 Kilometern auf der neuen Strecke zurücklegen. Da man dort über weite Strecken 120 ud nicht mehr 80 fahren darf, verkürzt das die Durchfahrtszeit enorm – bisher musste man rund eine halbe Stunde einplanen, jetzt sind es zehn bis fünfzehn Minuten weniger, je nach Verkehrslage und persönlicher Bereitschaft Geschwindigkeitsbegrenzungen zu ignorieren.

Ich bin gespannt, wie lange es dauert bis die restlichen Kilometer freigegeben werden und wie schnell oder langsam dann die zweiten drei Spuren entstehen. Es bleibt spannend – angeblich wird noch bis 2015 gebuddelt…

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