Für das Laimer Gefühl. Bitte was?

Nachdem ich ein paar Tage wegen einer fiesen Erkältung ziemlich flach lag, habe ich es sehr genossen, heute, wieder einigermaßen auf den Beinen, bei strahlendem Sonnenschein sehr gemütlich eine Runde Richtung Westpark spazieren zu gehen. Ich hatte die kleine Kamera eingesteckt, vielleicht gäbe es ja das ein oder andere Motiv, das in der strahlenden Vorfrühlingssonne vorteilhaft abgelichtet werden könnte. Ich wurde fündig. Ob allerdings das Kriterium „Vorteilhaft“ erfüllt ist, vermag ich auch etliche Stunden später noch nicht so recht zu beantworten. Nein, ich glaube nicht.

Das Münchner Stadtbild wird derzeit wieder von Wahlplakaten mannigfaltigster Sinnentleertheit geprägt – die Mitte März stattfindende Bürgermeisterwahl wirft ihre Schatten voraus. Einer der hiesigen für die SPD antretenden Kandidaten hat sich tatsächlich den Spruch „für das Laimer Gefühl“ auf seine Plakate drucken lassen. Ja, das nenne ich mal einen wirklich relevanten Programmpunkt. Der wird sicher voll einschlagen.

Leider hat der Herr es versäumt, auch auf das Plakat drucken zu lassen, was denn bitteschön dieses Gefühl sein soll. Da er es nicht tat, steht mir die Assoziation offensichtlich frei – und das erste, was mir dazu in den Sinn kommt ist ein Bild, das ich ein paar Minuten vorher aufgenommen habe. „Wohnen in Laim. Total Gefühlsecht“. Tut mir leid, Leute, aber wenn ich irgendetwas sicher nicht wählen werde, dann das Gefühl, das ich habe, wenn ich mal nüchtern auf meinen Stadtteil schaue. Eine relativ günstig aus dem Boden gestampftes reines Wohnviertel, Betonarchtiektur, reißbrettverdächtig. Charme? Fehlanzeige. Attraktivität? Eher gering. Herzeigbar? Kommt drauf an, für welchen Zweck. Sicher nicht um zu unterstreichen dass München eine tolle Stadt ist.

Bitte nicht falsch verstehen: es gibt sicherlich schlechtere Gegenden in denen man wohnen kann. Auch die Verkehrsanbindungen stimmen, aber Laim hat herzlich wenig zu bieten. Keine nennenswert lebendige Kultur- oder wenigstens Kneipenszene, keine charmanten Nebenstraßen, keine Stellen, an denen man sich für länger aufhalten mag, lassen wir den Westpark mal außen vor. Es gibt die Geschäfte, die man zum überleben benötigt, mehr aber auch nicht. Und, ja, es gibt durchaus das eine oder andere nette Gebäude. Aber es sind wenige. Und man muss sie suchen. Nun muss das alles nicht unbedingt ein Nachteil sein, aber wenn hier etwas mit Sicherheit nicht aufkommt, dann ist es ein „Gefühl“, das man besonders hervorheben mag. Vielleicht mag der Herr Kandidat ja mal gemeinsam mit mir vom Westpark bis zur Fürstenrieder Straße spazieren und mir erklären, was er dabei fühlt. Und begründen, warum er dieses Gefühl für hervorhebenswert hält. Ich wäre sehr gespannt.

 

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