Standesgemäßes Frühstück

Den Umzug nach München vor Augen, gilt es, sich den kulinarischen Gegebenheiten vor Ort anzupassen, bzw. schonmal zu üben, was denn so in Zukunft verstärkt auf dem Teller liegen muss. Und was läge da näher, als am heutigen Sonntag zu ein zünftiges Weißwurstfrühstück zu veranstalten?

Die bekannteste Münchner Spezialität ist die Weißwurst. Sie wird traditionell frühmorgens hergestellt und vormittags als Imbiss auf Märkten und in Wirtshäusern mit süßem Senf, Brezn und Weißbier [ich verzichte dankend] verzehrt.

Bei Weißwürsten wird der Darm üblicherweise nicht mit gegessen. Sie wird entweder „gezuzelt“ („gesaugt“), d. h. man fasst die Weißwurst mit der Hand und zieht den Inhalt mit den Zähnen aus dem Darm, oder man isst sie, indem man sie mit Messer und Gabel zuerst auf dem Teller längs halbiert, so dass der Darm auf der Unterseite intakt bleibt und der Inhalt mit dem Besteck quer heruntergewälzt werden kann. Es besteht auch die Möglichkeit, die Wurst seitlich ein wenig einzuschneiden oder mit der Gabel aufzuschlitzen und die Haut daraufhin in einem Stück von der Wurst zu lösen.
Aus der Zeit vor der Erfindung der Kühltechnik stammt die Empfehlung, Weißwürste dürften das Mittagsläuten um 12 Uhr nicht hören.

Wenn wir davon absehen, dass meine beim örtlichen Metzger erworbenen Weißwürste wohl kaum aus München kommen, konnte ich doch immerhin das Kriterium „vor 12 Uhr“ einhalten, was für meine Wenigkeit an einem Wochenende ja durchaus schon eine Ausnahme ist.

In diesem Zusammenhang mag ich einen in München lebenden Freund zitieren, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mir die Grundzüge der bayrischen Sprache zu vermitteln:

„Verlange in einer Bäckerei (nicht die Aufback-Ketten, sondern BÄCKEREIEN) niemals und unter keinen Umständen „Weckle“ oder „Brötchen“. Die Dinger heißen bei uns Semmel (f, pl. -n)
Und die anderen Dinger heißen Brez’n mit langem e (f. pl. Identisch) und nicht Bretzel mit kurzen e.“

Ich sollte ihn bei Gelegenheit darauf hinweisen, dass der Schwabe als solcher nicht im Traum auf die Idee käme, Brezel mit tz zu schreiben…

„Im übrigen ist die Wahrscheinlichkeit, in München einen „native Speaker“ zu treffen nur ein bisserl größer ist als die Wahrscheinlichkeit, ein Wirtshaus zu finden, in denen es nach bayrischem Brauch nach 12 Uhr keine Weißwürscht mehr gibt…“

Nun sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich Weißwürsten schon immer sehr zugetan war, diese jedoch eher als lokalkolorit-Fastfood denn als ausgewiesene kulinarische Spezialität betrachte. Sozusagen das passende Gegenstück zur Maultasche, auf die ich dank „Bürger“ oder anderer überregional tätiger Firmen ja auch in München nicht verzichten werden muss. Hoffe ich.

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