Allgemein

Fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn

Rechnet man die Zeit mit ein, in der ich damit beschäftigt war, die zukünftigen Büros für München zu besichtigen, fahre ich jetzt seit rund eineinhalb Jahren mehr oder minder regelmäßig zwischen Stuttgart und München hin und her. Die Strecke auf der A8 könnte ich inzwischen vermutlich auch blind zurücklegen, sämtliche Ausfahrten in der korrekten Reihenfolge aufzählen und fachkundige Beratung geben, an welchem Rastplatz man am geschicktesten eine zu platzen drohende Blase entleert.

Spannendes Begleitprogramm bilden immer die rund 40km Baustelle zwischen Günzburg und Augsburg, wo die A8 unter erheblichem materiellen Einsatz und Aufbietung beeindruckender Baumaschinen auf sechs Spuren ausgebaut wird (was so ziemlich der Traum jedes kleinen Jungen sein dürfte. „Boah, Hammer-Baustelle!“). Anders als beim bestenfalls als „Vollkatastrophe“ zu bezeichnenden Ausbau der A8 zwischen Karlsruhe und Stuttgart seinerzeit, den man verkehrstechnisch ja leider als Volldebakel ansehen muss (auch wenn das Schlimmste seit einer ganzen Weile überstanden scheint), hat man sich hier für eine relativ harmlose aber auch radikalere Variante entschieden: man baut die komplette Fahrbahn kurzerhand neu – neben den bisherigen Fahrspuren.

Alle Jahre wieder

Bezüglich des Freundeskreises gibt es im Jahr ein paar Fixpunkte, die in der Regel nicht tagesgenau festliegen, aber eben doch definitiv früher oder später stattfinden. Beispielsweise die Geburtstagsfeier bei Kai in Ruit, oder auch das Grillen im Garten von Felix‘ Eltern. Man weiß nie so genau, wann exakt sie wohl durchgeführt werden und wann man davon erfährt – aber irgendwann trudelt eine Nachricht ein, die zum entsprechenden Event lädt.

Schon an den Einladungen lässt sich deutlich erkennen, dass die Zeit vergeht. Lauteten sie früher grob zusammengefasst etwa „kommenden Samstag fieses ausuferndes Besäufnis bei Felix im Garten“, kommt der Text heuer schon etwas getragener daher:

„Am Samstag wird bei uns im Garten gegrillt! Weil diesmal auch Kinder kommen werden, geht’s schon um 15:00 Uhr los mit Kaffee(?) und Kuchen(??), ab ca. 18 Uhr wird dann gegrillt. Ich habe heute schon Bier, Weißwein, Rosé und Wasser in hoffentlich ausreichender Menge besorgt. Bitte bringt Grillgut, Salat und kindgerechte Getränke mit. Wir freuen uns auf euer kommen!“.

Tollwood

Nein, ich habe mir neuerdings keine gepflegte Legasthenie zugelegt, die Überschrift ist korrekt. Zweimal im Jahr findet in München das Tollwood-Festival statt. Im Sommer gastiert es im Olympiapark (dieses Jahr zum fünfundzwanzigsten mal), im Winter auf der Theresienwiese. Letztlich ist es eine wilde Mischung aus Musikveranstaltungen, Themenbereichen (meist der Kategorie „Weltverbesserung“ angehörend) und scheinbar endlos großem Gastronomieangebot – alles biologisch total wertvoll und zertifiziert. Für das gute Gewissen. Feilgeboten wird alles, was des Weltbürgers Herz erfreut: Kleidungsstücke im Batik-Look (ich dachte ja, dass sowas im vergangenen Jahrtausend ausgestorben sei – ich zumindest sah in meinen Spätjugendjahren in solcherlei Klamotten eher albern aus und finde ja, dass sich das auf alle übertragen lässt, die so etwas tragen), Kunsthandwerk jeglicher Couleur (Schnitzereien, Schmuck natürlich, Uhren aus plattgedrückten Flaschen, Postkarten und gemaltes Allerlei, Holzspielzeug und, und, und). Das Meiste fällt wohl in die Kategorie „strenggenommen total nutzlos“, aber genau das macht eigentlich den Reiz aus.

Massenkompatibel

Vor einigen Wochen habe ich mir eine neue Sonnenbrille gegönnt, für die ich erstaunlich viele Komplimente bekommen habe. Das wäre mir jetzt nicht unbedingt eine Erwähnung wert, aber da ja beinahe jeder dieses Modell gut fand (heißt: mal ausprobieren wollte), habe ich eine kleine Versuchsreihe durchgeführt. Offenbar steht dieses Brillenmodell wirklich jedem. Egal, wem wir es aufgesetzt haben – es sah eigentlich immer mindestens akzeptabel aus. Selbst Tobi („mir stehen Ray Ban Brillen grundsätzlich nicht“) kam nicht umhin einzusehen, dass auch ihn die Geschmackspolizei nicht verhaften würde, trüge er eine solche.

Da kann sich irgend ein Designer wohl auf die Schultern klopfen – er hat ein extrem universelles Modell entworfen. Was dann wohl die Garantie dafür ist, dass sie mir auf anderer Leute Nasen vermutlich häufiger mal begegnen wird. Scheiß auf den Individualismus – der Mainstream rockt! ;-)

Straßenfest. Enhanced.

Als wir gestern nach dem Fußballspiel zurück in die Stadt gefahren sind, waren wir in der Nähe des Odeonsplatzes noch etwas Essen. Dabei sind wir mehr oder weniger über das „Streetlife-Festival“ gestolpert und wir beschlossen spontan, uns das am Sonntag in Ruhe anzusehen. Im Grunde handelt es sich dabei um ein überdimensionales Straßenfest, das zwei mal im Jahr (das nächste mal am 14./15.09.) in München gefeiert wird und das ich (auch eher „aus Versehen“) schon im vergangenen Sommer besucht habe.

Für meine Stuttgarter Freunde und Bekannten: Stellt es euch einfach vor wie das Sommerfest in Sillenbuch. Es wird eine  Hauptstraße gesperrt, diverse Buden aufgestellt, allerlei Programm geboten und das Ganze mit Auftritten diverser Künstler garniert. Der Unterschied besteht darin, dass sich das Fest in München etwa auf einer Länge von drei Kilometern dahinzieht (vom Odeonsplatz die ganze Leopoldstraße entlang bis zur Münchner Freiheit) und dass die auftretenden Künstler über ein nennenswertes Talent verfügen. Meiner Erinnerung nach war solches in Sillenbuch definitiv kein Auswahlkriterium, wenn es um das Besetzen der aufgebauten Bühnen ging. Der Rest läuft in etwa gleich ab, allerdings eben ein paar Nummern größer.

Die Arena

Langsam kann ich die Tage rückwärts zählen, bis ich meinen ersten Jahrestag in München feiern kann. Und auch wenn ich mir Mühe gegeben habe, möglichst viel in und um München zu entdecken – zur Allianz Arena habe ich es bis heute nicht geschafft (wenn man davon absieht, dass ich einigermaßen regelmäßig auf der Autobahn an ihr vorbei fahre). Aber hinter dieses Todo kann ich nun auch ein Häkchen machen. Kollege René, der nebenher für die Frauen-Abteilung des FC Bayerns arbeitet, hat uns Karten für das Frauen Länderspiel Deutschland gegen Japan am vergangenen Samstag besorgt. Für lau (die regulären Eintrittspreise betrugen zwischen sieben und elf Euro, wären also auch durchaus bezahlbar gewesen), da kann der Schwabe in meinem Herzen natürlich nicht „nein“ sagen, auch wenn ich Frauenfußball jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingssportarten zähle.

Badesaison!

Ich bin ein Bisschen im Verzug, was das Schreiben meiner Blog-Artikel angeht, weshalb mein Ausruf der Badesaison für Irritationen sorgen könnte. Denn schließlich wurde der empfundene Sommer der vorletzten Woche ja schon wieder durch den Herbst oder wenigstens das gewohnt zweifelhafte Wetter ersetzt, bei dem kein Mensch klaren Verstandes auf die Idee kommt, die Badehose einzupacken und zum nächsten Badesee zu fahren.
Aber wie gehabt: Vor zwei Wochen sah das ganz anders aus und der Radtour am Samstag folgte ein Ausflug zum Heimstettener See (laut Wikipedia eine bis Ende der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts genutzte Kiesgrube). Ebenfalls per Rad, natürlich, wobei die Fahrstrecke gemessen an der vom Tag davor geradezu lächerlich erscheint. Von Neuperlach über Trudering und Riem führte der Weg rund 10 Kilometer nordöstlich Richtung Heimstetten. Die einzige Herausforderung der Strecke bestand darin, im künstlich angelegten Park in Riem (wo man es auch durchaus aushalten kann, auch wenn  es dank der recht jungen Bäume noch relativ wenig Schatten gibt) den ganzen Fußgängern auszuweichen, die offensichtlich beschlossen hatten, den Radfahrern einen gewissen Nervenkitzel zu bieten. Denn wozu am Wegesrand laufen, wenn man auch zu mehreren nebeneinander mittig die Wege entlangschlendern oder dem herannahenden Radler durch einen spontanen Richtungswechsel einen unerwarteten Überraschungseffekt bescheren kann? Ich verbuche das einfach mal als Fahrsicherheitstraining am lebenden Objekt.

Landpartie

Ich habe eine Bekannte in München, die es sich in den Kopf gesetzt hat, mir zu beweisen, dass man hier hervorragend und endlos radeln kann, sobald man die Stadtgrenze hinter sich gelassen hat. Denn auch wenn München über ein richtig gutes Netz aus Radwegen verfügt, kann von radfahren kaum die Rede sein, da man permanent von Ampeln, in den weg hüpfenden Fußgängern oder unachtsamen Autofahrern ausgebremst wird. Das ist völlig in Ordnung, wenn man einfach zum nächsten Laden oder ins Büro radeln will, aber wenn man vor hat, mal ernsthaft eine Strecke zurückzulegen, dann macht das einfach keinen Spaß.

Also haben wir uns am Samstag zu einer Radtour ins Umland verabreden – und was soll ich sagen: sie hat Recht. Die stille Natur liegt quasi vor der Haustür, man muss nur die geschicktesten Wege dahin kennen. Die allerdings sind gar nicht so einfach zu finden, wenn man keinen jahrelangen Heimvorteil aufzuweisen hat – alleine hätte ich mich sicher mehrfach verfahren. Getroffen habe wir uns in Schwanthalerhöhe, radelten dann über Sendling und Thalkirchen, am Zoo vorbei nach Untergiesing und von dort in den Perlacher Forst. Gut, „Forst“ würde ich das nicht unbedingt nennen, denn der scheint mir eher ein von diversen Asphaltwegen durchzogener relativ junger Wald zu sein, aber ich will nicht streiten. Und ab diesem Moment konnte man wirklich radfahren.

Schlechtwetterprofiteure

Die alteingesessenen Stuttgarter sprechen ja davon, dass Stuttgart nicht am Neckar, sondern am Nesenbach läge. Ein Bach, der jedoch kaum in Erscheinung tritt, da man ihn – von etwa einem Kilometer zwischen Kaltental und Heslach abgesehen- kanalisiert und unter die Erde verlegt hat.

München hat etwas ähnliches zu bieten – den Eisbach. Er wird aus der Isar gespeist und verläuft auch weitgehend unterirdisch durch die Altstadt, tritt am südlichen Ende des Englischen Gartens wieder zutage, ehe er ein gutes Stück später wieder in die Isar geleitet wird. Allerdings ist der offenliegende Teil des Eisbachs wesentlich attraktiver als der Nesenbach. Zum Einen dient er (auch wenn das offiziell nicht erlaubt ist aber von der sonst so strengen Obrigkeit geduldet wird) im Englischen Garten als vielgenutzte Bademöglichkeit. Nackedeis inclusive. Zumindest im Sommer. Zum Anderen, und das ist weit spektakulärer, ist er weit über München hinaus als wunderbare Möglichkeit zum Wellenreiten bekannt. Grund dafür ist eine Steinstufe kurz nach dem Auslass aus dem Untergrund. Diese führt dazu, dass eine dauerhafte Stromschnelle entsteht, die als „stehende Welle“ bezeichnet wird. Hier tummeln sich bei guten Wetter haufenweise Wellenreiter, die immer schön einer nach dem anderen versuchen, sich möglichst lang auf dem Brett zu halten.

Wasser. Viel Wasser

Mittwoch Abend. Ich sitze mit dem Notebook auf den Oberschenkeln vor dem Fernseher und sehe Bilder aus den Hochwassergebieten, den Städten im Osten und Bayern. Ersterer erscheint relativ weit weg zu sein, aber Passau oder Deggendorf sind -empfunden- ja beinahe um die Ecke. Deggendorf steht seit heute mehr oder weniger komplett unter Wasser. Etwas südlich davon mündet die Isar in die Donau. Und seit dem Wochenende kann ich mir wenigstens grob vorstellen, um welche Wassermassen es sich handeln muss, die derzeit dort Chaos verbreiten.

Ich bin vom Hochwasser nicht betroffen, komme mir aber ein Bisschen komisch vor, während ich mir all das ansehe – in „meinem“ Bundesland kämpfen Menschen um ihre Häuser oder müssen damit fertig werden, so ziemlich alles ans Wasser verloren zu haben. Und ich beschwere mich über schlechtes Wetter, nur weil ich nach zwei Stunden Regenspaziergang nasse Füße habe.